Wirtshausgschichtn: Vom Loslassen und Weitergeben

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Es gibt Wirtshäuser, die schon allein ihrer herrlichen Lage wegen besucht werden müssen. Und wenn wie in Reinsberg im Mostviertel aus einer Landwirtschaft eine Gastwirtschaft herauswächst, ist der Weg vom Schwein zum Schweinsbraten kurz und nachvollziehbar. Knusprig gebraten im ewig alten Küchenherd, beinah 120 Jahre alt. Den Platz am Küchenherd im Gasthaus zur Wanderrast teilen sich Mutter und Tochter, Maria Daurer und Petra Frank. Doch wer von beiden hat hier das Sagen? Jungchefin Petra wird es immer mehr bewusst, dass sie kein leichtes Erbe angetreten hat. Die Mama kocht hervorragend, hat einen guten Schmäh und wollte schon als kleines Mädchen eine „Wirtshäuserin“ werden, wie sie sagt. Was der Mama in die Wiege gelegt wurde, muss sich die Tochter erst erarbeiten.

Eine Betriebsübergabe von Generation zu Generation, von Mutter auf Tochter, von Vater auf Sohn. Meist eine Riesenherausforderung. 

Auch im Gasthof zum Seewirt in Zell am Moos am oberösterreichischen Irrsee. Hier am Ufer des geschützten Naturjuwels musste die Wirtin Johanna Enzinger jahrzehntelang alleine wirtschaften. Hat ihr halbes Leben für Gäste und Gasthaus gegeben. Doch so wie einst ihre Mutter „aus dem Servierschürzerl hinaussterben“, das will sie nicht. Jetzt soll das Lebenswerk an Sohn Sebastian übergeben werden. Mama`s Temperament hat er jedenfalls nicht geerbt – auch nicht ihr lautes Organ. „Lange bevor man sie sieht, hört man sie“, sagen die Gäste. Und ob Stammgäste wie Otto Schenk die beliebte Wirtin einfach so ziehen lassen werden? Man wird ja sehen! 

Doch wie heißt es so schön: „Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten – und dennoch ist es schwerer“. Na dann, viel Glück und „Prost, Mahlzeit“.