Unsere Seen – Vom Schätzen und Schützen

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Es gibt Seejuwele in Österreich, die sind so wunderschön, so einzigartig gelegen, mit so hoher Wasserqualität, so schützenswert, dass man darin weder baden, noch fischen, an ihren Ufern nicht campen, ja nicht einmal einen Zeh` ins Wasser halten darf. Man darf sie nur anschauen, oder, wenn man so will, sich an ihrem Anblick erfreuen.

Da wäre zum Beispiel der Brunnsee am Fuße des Hochschwabmassivs. Eine fast schon kitschige Ultraschönheit in der Steiermark, die allerdings der Stadt Wien gehört. Ja, und auch noch rund 150 Quadratkilometer drumherum. Der See ist Teil eines riesigen Quellschutzgebietes, einst klösterliches Eigentum des Benediktinerstiftes Admont, aus dem die Bundeshauptstadt mehr als die Hälfte ihres Trinkwassers bezieht.

Und wie bitte gelangt das Wasser in die 180 Kilometer entfernte Millionenstadt? Über die zweite Wiener Hochquellenleitung. Dafür wurde von 1900 bis 1910 die zweite Wiener Hochquellenleitung errichtet. Eine bautechnische Meisterleistung aus der k. u. k. Zeit. Auf seiner Reise nach Wien fließt das Wasser durch 70 Kilometer Tunnel, überquert mehr als 100 Gräben und Talübergänge, und gelangt schließlich eineinhalb Tage später ans Ziel. Nur über natürliches Gefälle. Höchste Ingenieurs- und Berechnungskunst, damals umgesetzt von mehr als 10.000 Arbeitern.


Auf der gegenüberliegenden Seite des Hochschwabmassivs - der Grüne See bei Tragöß. Ein Topstar unter den heimischen Gewässern. Sein Smaragdgrün – millionenfach fotografiert. Und durch die sozialen Medien wie Instagram und Facebook mittlerweile weltberühmt. Sein Wasser - es kommt und geht. Ebbe und Flut in den Alpen. Jedes Jahr mit Einsetzen der Schneeschmelze entsteht eine temporäre Unterwasserwelt, ein steirisches Atlantis, mit magischer Anziehungskraft.

Die Folge. An den Wochenenden wird das Naturjuwel regelrecht gestürmt. Von Tagestouristen. Bis zu 1.500 Autos pro Tag. Und so manch Dorfbewohner befürchtet, sein Tragöß könnte unter die Räder kommen. Das Tauchen ist mittlerweile verboten. Und auch sonst ist nicht viel erlaubt geblieben, außer anschauen. Touristisch nützen oder doch besser - vor den Touristen schützen? Eine Gratwanderung, nicht nur im beschaulichen Urlaubsort in der Steiermark.

Am naturgeschützten Ibmer See in Oberösterreich, auch Heratinger See genannt, wird ein eigener, sanfter Weg beschritten. Manchmal sogar „bloßhappert“, wenn durch die üppige Moorlandschaft entlang des Seeufers gewandert wird. „Man muss die Natur erst einmal schätzen, dann wird man sie auch schützen“, ist die Naturführerin Maria Wimmer überzeugt. Ein Pferdehof ist mit Abstand das größte Gebäude am Ufer des Ibmer Sees. Und so soll es auch bleiben. Pläne für Hotel & Co sind bislang im ewig alten Moor „versunken“. Und dass hier auf Traktor-Oldtimern die Gegend rund um den See erkundet wird, passt auch haargenau ins naturnah und bodenständig gehaltene Tourismuskonzept der Region.

Behutsam. Achtsam. Langsam. Zurück zu den Wurzeln, als das Wort „Tourismus“ noch so gut wie unbekannt war und die Menschen noch auf „Sommerfrische“ gefahren sind.